Volomeeting 2.0
Ijo jetzt zähl ich auch schon offiziell zu den alten Knackern der Volo-Gruppe! Das zweite Volo-Meeting stand vor der Tür und mit ihr kam ne richtige Vorfreude auf die gemeinsame Zeit. Zugleich erinnerte ich mich auch an mein erstes Meeting im April: kaum in Indien angekommen, trafen wir damaligen Junior-Volos auf die Senior-Volos. Sie hatten zu dieser Zeit schon ihr zweites Meeting und erzählten schon eifrig und voller positiver Energie von ihren Erfahrungen und Erlebnissen. Ich konnte mir es damals überhaupt nicht vorstellen wie es wohl sein würde, schon so lange in Indien zu sein. Von den Insider Witzen und den typischen indischen Gewohnheiten hatte ich in dem damaligen Moment noch relativ wenig Plan.
Nun, etwa sieben Monate später, gehöre ich schon zu den Senior-Volos und sprudle vor Erlebnissenn, Erfahrungen und Ratschlägen.

Am Samstag den 15.10.2019 machten wir neun Vijayawada-Volos uns auf den Weg nach Hyderabad, um dort zwei Tage im Provinzial Hause zu übernachten. Die Zugfahrt war wohl die anstrengendste, die ich bislang hatte. Einige Tage zuvor hatte ich etwas Fieber und fühlte mich auch an diesem Tag noch nicht fit. Zu husten, schnupfen, verschlagenen Ohren und Energielosigkeit, kam dann auch noch ein gestopft voller Zug. Allesamt waren wir fix und fertig an diesem Tag und konnten im Seater Bereich kaum Ruhe finden. Die sieben Stunden Zugfahrt fühlten sich an wie 15 oder mehr und wollten einfach kein Ende finden. In Hyderabad angekommen, wurden wir von einem Fahrer abgeholt, der uns zum Provincial House brachte. Erneut wartete eine Stunde Fahrt auf uns. Angekommen, waren wir alle todmüde und schmissen uns in die Betten.


Wie es sich für anständige Don Bosco Volontäre gehört, sind wir am nächsten Morgen in die Messe gegangen. Ursprünglich war es eine Telugu Messe, doch der Priester hat in seiner Predigt immer auch alles auf Englisch erzählt - ganz zum Vorteil von uns! Seine Predigt war echt gut und hat mich äußerst positiv in den Tag starten lassen. Nach einem gemeinsamen Frühstück stand auch schon das erste Meeting am Plan. Vormittags erhielten wir eine gelungen Vortrag zu den drei Erziehungsmethoden: repressiv, präventiv und expressiv.
Die repressive Methode: Hierbei wird versucht mit Kontrolle, Gewalt, Druck und rauem Umgangston, die Kinder zu einer guten Leistung zu bringen. Schlagen, Kneifen, Schreien und eine vulgäre Sprache gehören zu den gängigen Methoden dieser Erziehungsform. Der Lehrer pflegt einen distanzierten, strengen Umgang mit seine Schülern und erhält die Kontrolle und Disziplin durch strenge Regeln, Bestrafungen und die dadurch entstehende Angst. In Europa wird diese Form kaum noch angewendet, doch in Indien ist sie auch heute noch Gang und Gebe.
Die präventive Methode: Wie der Name schon verrät wird versucht, die Kinder zu schützen und sie vor eventuellen Gefahren fernzuhalten. Hierbei wird probiert, die Kinder zu leiten, ihnen eine positive Umgebung zu bieten, Bestrafungen zu vermeiden. Der Lehrer pflegt eine gute Beziehung zu seinen Schülern, beschützt sie und assistiert ihnen bei ihren Tätigkeiten. Er versucht negative Situationen vorherzusehen und die Kinder davor zu beschützen.
Die expressive Methode: Bei dieser Methode achtet der Lehrer darauf was die Kinder mögen und versucht ihre Stärken durch verschiedene Möglichkeiten herauszufinden und sie zu fördern. Er ist auf die Entwicklung der Kinder in den Bereichen Verantwortung und Kreativität fokussiert, bietet Raum, Freiheit und Methoden, um zu wachsen und ist mit ihnen auf der selben Augenhöhe. Somit schafft er es ein Freund und Motivator zu sein und unterstütz sie, sich selbst und ihre Talente besser kennenzulernen.


Nach diesem sehr interessanten und informativen Block haben wir uns eine Pause und leckeres Mittagessen wirklich sehr verdient. Am Nachmittag war dann der persönlichere Teil des Meetings geplant. In einem Kreis sitzend war nun für jeden von uns Raum, über seine Zeit und das Projekt zu sprechen. Wie auch beim ersten Meeting haben die Fathers sehr genau und aufmerksam zugehört, mitgeschrieben und nachgefragt. Dieser Block soll uns helfen positive und negative Erfahrungen anzusprechen, Verbesserungsvorschläge einzubringen und über unsere Entwicklung nachzudenken. Ich persönlich habe es sehr genossen die Eindrücke der anderen besser kennenzulernen und mich mit ihnen auszutauschen. Dies ist definitiv immer der beste Teil an einem Volo-Meeting.
Am Abend haben wir dann den "Meeting-Teil" des Wochenendes geschafft gehabt und nun stand Spaß und Freizeit am Programm. Unser erstes Ziel war "Golkonda Fort", eine alte Festungs- und Ruinenstadt, die etwa 1530 aktiv war. Bekannt wurde sie durch die Diamanten, die in dieser Region gefunden wurden und dort geschliffen und poliert wurden. Das Areal ist richtig groß und auch heute noch gut erhalten. Wir marschierten nach oben und hatten immer wieder faszinierende Ausblicke über diese Region und Hyderabad. Nach dieser Sehenswürdigkeit sind wir wieder zurück ins Projekt und haben den Abend gemeinsam ausklingen lassen.
Den nächsten Tag widmeten wir einem Projektbesuch und Sight Seeing. Gleich nach dem Frühstück sind wir also los, um das Projekt in Ramanthapur, also meine vorherige Einsatzstelle, zu besuchen. Als Projektspezialisten, gaben Sophie und ich den anderen eine kleine Führung durch die Einrichtung und erzählten von dem Tagesablauf und wichtigen Informationen. Beim Mittagessen konnte ich es mir nicht entgehen lassen und hab mich zu meinen Jungs dazugesetzt, um einige Worte zu wechseln. Man, hab ich mich auf sie gefreut - sie sich offensichtlich auch auf mich und so hab ich diese gemeinsame Zeit mega genossen!


Nach dem Project Visit sind wir zum Triumphbogen "Charminar", der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit von Hyderabad. Da ich bereits einige Male dort war, habe ich mich eher auf das übermäßige Angebot an Schmuck konzentriert. Nach etwa einer Stunde haben wir uns dann schon auf den Weg zum nächsten Programmpunkt gemacht: der "Birla Mandir" Temple. Besonders beeindruckend für uns war, das der Hindutemple ganz aus weißem Marmor gebaut ist. Von dort aus hatte man wirklich einen wunderschönen Ausblick über die Stadt. Wir haben also die Schuhe ausgezogen, unsere Handys abgegeben und uns drinnen ein paar Blessings der hinduistischen Götter abgeholt.




Ziemlich fertig von dem straffen Zeitplan und den verdammt langen Fahrzeiten zwischen den verschiedenen Programmpunkten haben wir uns aufgemacht, um unseren letzten Abend in einer Bierbrauerei abzurunden. Das "Over the Moon" Restaurant ist ein richtige Geheimtipp für alle Touris! Wir haben uns die Mägen mit leckerem westlichen Essen vollgeschlagen und uns dazu spitzenmäßiges Bier gegönnt. Verfeinert wurde dieser Abend mit den besten englischen Oldies von zu Hause. Bei zwei, drei Bier und einer Menge Gesprächsstoff haben wir die letzten Stunden in Hyderabad gemeinsam genossen! Echt ein richtig gelungener Tag und ein gelungenes Wochenende!
Schade, dass es am nächsten Morgen wieder zurück nach Vijayawada ging. Naja, aber es war ja nicht das letzte Mal, dass wir gemeinsam einen Trip gemacht haben. Die Tage haben mir auf jeden Fall richtig Spaß gemacht!!
