Projektreise und Weekendtrip
Schon Wochen zuvor freute ich mich auf diese sechs Tage: wir fünf Volontäre aus Hyderabad besuchten am 28.05. das Projekt "Don Bosco Navajeevan Bala Bhavan" in der Stadt Vijayawada an der Ostküste Indiens. Unter anderem sind dort auch die zwei Volontärinnen Tabea und Hannah aus meinem Vorbereitungskurs in Österreich untergebracht. Gemeinsam mit etwa zehn weiteren Volontären teilen sie sich zwei Wohnungen, in der einige von ihnen die gesamte Woche über und andere nur am Wochenende leben. Wie cool das Zusammenleben in der Flat dort ist und wie ihre Projekte aussehen, wollten wir Fünf uns endlich einmal selbst ansehen und nutzen etwa drei Tage, um einige Teilprojekte von Don Bosco in und um Vijayawada kennenzulernen.
Was ich an Indien liebe, sind die wirklich guten Zugverbindungen. Zwar braucht man für scheinbar kurze Strecken immer ewig lange, aber daran gewöhnt man sich sehr schnell und lernt die Zugfahrten dank den grandiosen Snacks wirklich zu lieben! So brauchten wir von Hyderabad nach Vijayawada etwa 12h und kamen dort richtig bald Morgen an. Deshalb stand erst mal relaxen in der Flat am Plan. Die Hitze und die Luftfeuchtigkeit dort sind nicht ansatzweise mit der von uns in Hyderabad zu vergleichen: Ich habe die gesamten Tage geschwitzt wie eine Sau, meine ganzen Kleider waren vorne und hinten klitschnass, musste mehrmals täglich mein Outfit wechseln und habe nach dem Duschen bereits während des Abtrocknens eigentlich Schweiß anstatt Wasser abgewischt. Das alles verdankten ich den wunderschönen 47 und gefühlten 52 Grad. Da hatten wir alle nicht einmal noch Lust schlafen zu gehen, da ein durchgehender und erholsamer Schlaf bei solch schwitzigen Temperaturen einfach nicht mehr möglich ist!
Also, wie man sich vorstellen kann, war ein Tag dort auf Grund des Wetters wahnsinnig anstrengend... doch nun ganz von vorne. Am Dienstag nach unserer Ankunft haben wir uns zuerst frisch gemacht und sind dann auch gleich los in´s erste Projekt: das Chiguru.
Die Besonderheit an diesem Projekt ist, dass hier sowohl Mädchen als auch Jungs untergebracht sind - für Indien ist das ziemlich ungewöhnlich. Da es vor allem im pubertären Alter zu gewissen Schwierigkeiten kommen kann, wird sehr genau auf die Trennung der Geschlechter geachtet. So gibt es geschlechtlich getrennte Häuser, in denen die Kinder und Jugendlichen schlafen und sich waschen. Auch die Games Time wird separat gehalten, um engen Körperkontakt zu vermeiden. Nur in den Classes und zu den Essenszeiten verbringen alle Kids die Zeit gemeinsam. Grundsätzlich sind im Chiguru Kinder zwischen etwa vier und sechzehn Jahren untergebracht und werden vor Ort unterrichtet. So bietet das Projekt ein eigenes kleines Schulgebäude mit Klassenräumen. Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Ruhe dort, da das Projekt etwas außerhalb der Stadt direkt am Fluss Krishna liegt. Die Kinder haben so auch die Möglichkeit schwimmen zu gehen und können eine Rutsche und ein kleines Boot benützen. Die Atmosphäre habe ich dort als wirklich positiv und angenehm empfunden und die Kids waren uns neuen Volontären sofort richtig aufgeschlossen. Zuerst haben wir die Jugendlichen in ihrem Unterricht besucht und gemeinsam ein Lied gesungen und Bewegungen dazu gemacht. Anschließend haben wir mit den Kleinsten gespielt und herumgefetzt. Ganz anders als ich es bislang kannte, waren diese Kinder sehr Nähe bedürftig und haben sich sofort um einen geschlungen. Springen, tanzen, in die Luft werfen, fangen spielen, kitzeln, Pony reiten auf meinem Rücken, kurze Trinkpause und weiter ging´s. Dann war ich auch schon fix und fertig und freute mich auf eine Dusche und neue Klamotten.
Zurück in der Flat habe ich den Luxus eines normalen westlichen Duschkopfes genossen. Bislang habe ich mich in Indien immer mit einem kleinen Kübel gewaschen. Der eine oder andere von euch kann sich das womöglich nicht so wirklich vorstellen, aber ich liebe die Kübeldusche!! Wassersparend und perfekt zum Dosieren - glaub mir wenn das Wasser sau kalt ist bist du froh, wenn es nicht gleich direkt von oben kommt und du nicht immer auf- und zudrehen musst, um nicht zu erfrieren!
Halbwegs frisch sind wir am Nachmittag in den Shelter in der Stadt. Dort befanden sich zu diesem Zeitpunkt 13 Kinder, die direkt von der Straße kamen. Der Großteil war noch relativ klein und sprach kein Englisch. Doch wer braucht schon die englische Sprache, wenn man auch einfach spielen kann? Richtig! Keiner. Und so haben wir einfach zwei Stunden lang viel gespielt.
Den Abend haben wir gemeinsam in der Wohnung bei selbstgekochtem Essen, Früchten, Zitronenwasser und viel Gequatsche verbracht. Das gemeinsame Kochen war für uns Hyderabad-Volos auch echt ein kleiner Luxus, da wir im Projekt nicht die Möglichkeit dazu haben und auf die Gerichte dort angewiesen sind. Wenn ich darüber nachdenke, dann fällt mir gerade auf, dass das womöglich einer von drei Abenden hier in Indien war, an dem ich zum Abendessen keinen Reis gegessen habe haha
Nach einer echt miesen und nassen Nacht, ging es für Lucy, Sophie und mich am Morgen ganz weit aus der Stadt raus. Wir besuchten Tabea und Lilly in ihrem Projekt: das Vimukthi.

Zuerst nahmen wir eine Rickshaw und fuhren 15 min zum Bushaltestelle, dann fuhren wir mit einem Bus etwa 1 1/2h, stiegen in ein Share-Auto ein, um weitere 10 Minuten hinaus in die Pampa zu fahren und gingen dann 15 min zu Fuß zu diesem Projekt. Ja, es liegt einfach im Nirgendwo. Aber ja, das ist unglaublich idyllisch und entspannend! Das Vimukthi ist ein De-Addiction Centre, in dem zu unserem Besuch nur elf Jungs zwischen 14 und 18 Jahren wohnten. Richtig cool fand ich, dass das Projekt bewusst so weit abgeschottet ist und somit viel Platz ist, für eine eigen Mango Plantage. Nebenbei lebt dort auch eine kleine Familie, die Wasserbüffelt hirtet. Zu den gewöhnlichen Duties kommen so für die Jungs auch noch das Hirten der Wasserbüffel und das Pflegen der Plantagen hinzu.
Wir verbrachten dort einen ganzen Tag und ich habe die Zeit und die Gespräche dort richtig genossen. Natürlich habe ich auch Mangos gegessen, die Wasserbüffel besucht, mit den Jungs gemalt und gegen Abend mit ihnen Cricket gespielt. Dann hieß es für uns aber auch schonwieder ab zurück in die Stadt, um dort mit allen Volontären einen gemeinsamen Abend zu verbringen. Wir hatten uns ein richtig gutes Restaurant rausgesucht und den Tag gemeinsam ausklingen lassen.
Da der Großteil der Volos von Vijayawada und auch drei von uns in Hyderabad bald ihre Heimreise antreten werden, haben wir die Gelegenheit genützt und an die Projektreise einen dreitägigen Weekendtrip nach Hampi angehängt. Deshalb haben wir am Donnerstag einfach relaxt, gekocht und gequatscht und sind am Abend in einen Nachtzug nach Hampi eingestiegen. Da wir leider keine Plätze mehr erwischt haben, verbrachten wir immer zu zweit die Nacht in einen Bett. Schon nach etwa einer Stunde bin ich aber auf den Boden ausgewandert und hab´s mir mit meiner Yogamatte gemütlich gemacht. Naja, wirklich erholsam war der Schlaf nicht, da die Inder offensichtlich recht nachtaktiv sind und etwa alles 15 Minuten jemand über mich und Simon drübergestiegen ist, aber gegen drei Uhr morgens habe ich es dann endlich geschaffte so richtig einzuschlafen.
Wer einmal Indien bereisen möchte, der darf Hampi auf keinen Fall auslassen! Ein absolutes Naturparadis!! Wir haben uns ein cooles Hostel rausgesucht und erstmal gut gefrühstückt. Der Tag stand ganz im Zeichen der Entspannung, doch leider hatten wir einige Probleme mit den ausgeborgten Rollern, wodurch wir echt einiges an Zeit an unserem ersten Tag vergeudet haben. Abends sind wir richtig lecker Essen gegangen und haben einfach die entspannte Atmosphäre in Hampi genossen.

Samstag und somit Tag zwei unseres Weekendtrips haben wir schon etwas mehr gesehen. In einer kleinen Mädlsgruppe habe ich mich auf den Weg zu den Tempeln gemacht. Vor lauter schlendern, staunen und genießen haben wir für einen eigentlich 30 Minuten Marsch ganze zwei Stunden gebraucht haha. Doch die Tempeln waren es absolut wert! Die Krönung des Tages war definitiv das Blessing eines Elefanten im Haupttempel und der Besuch eines leckeren Cafés. Hummus, Falafeln, Pitabrot, RICHTIGER Kaffee und ein Bananen-Reis-Pudding haben mich fast zum Platzen gebracht. Der eine oder andere Leser weiß vielleicht, dass ich für Hummus fast alles tun würde. Meine Laune an diesem Tag war deshalb bombastisch!!


Den letzten Tag haben wir einfach nur noch genützt, um gut zu frühstücken, ein wenig zu shoppen und uns dann von all den anderen Volontären aus Vijayawada zu verabschieden. Nahezu alle werde ich eigentlich nie wieder sehen... richtig komisches Gefühl, aber ja so ist es nun einmal.
Am Nachmittag ging also auch schon wieder unser Zug zurück nach Hyderabad. Zurück in unser Projektleben. Zurück zu den Jungs... :) Zurück zu Reis und Curry... :(