mein erstes Volo-Meeting
Um 4:45 läutete unser Wecker. Eine kurze Nacht, doch eigentlich kein Problem, da wir den gesamten Tag im Zug vebrachten, um von Hyderabad nach Vishakapatnam (Vizag) zum ersten Volontärs Meeting zu fahren. Das Meeting und der anschließende Weekendtrip zogen sich über sechs Tage und waren gefüllt mit tollen Gesprächen, witzigen und traurigen Erfahrungen und netten Abenden. Ungefähr 13 Stunden Zugfahrt standen uns bevor. Ich freute mich aber sehr auf diese Zeit, da wir zum einen richtig gute Tickets im Sleeper Wagon hatten und wir zum anderen mit zwei weiteren Volontären unterwegs waren. Die Fahrt verging super schnell und hat echt Spaß gemacht. Wir quatschten viel, holten einiges an Schlaf von den letzten Wochen nach, sahen uns Filme an und ließen uns von leckeren Snacks im Zug verwöhnen - der Klassiker im Zug ist "Samosa", kann ich übrigens sehr weiterempfehlen! Es sind Teigtaschen, die mit Gemüse oder Zwiebeln gefüllt sind und einfach göttlich schmecken! Dazu noch ein Chai Tee und das Mahl ist perfekt!
Zum Essen oder Trinken braucht man sich in einen Zug eigentlich nie wirklich etwas mitnehmen, da etwas im 15 Minuten Takt Einheimische durchgehen und irgendwelche Leckereien, Snacks und Getränke verkaufen - so vollgefressen wie an diesem Tag war ich schon lange nicht mehr haha
Um 20:00 Uhr sind wir dann etwa in Vizag angekommen und wurden sofort herzlich von den anderen zehn Volontären aus Vijayawada begrüßt. Ich hatte mich den ganzen Tag schon so sehr darauf gefreut Tabea aus meinem Vorbereitungskurs in Österreich wiederzutreffen und endlich auch die anderen Volontäre kennenzulernen. Auch wenn wir einige Kilometer voneinander getrennt sind, wurden mir schon so einige Geschichten von der Volo-Flat in Vijayawada erzählt und ich war sehr gespannt, wie die Volos so drauf sein werden :)
Gemeinsam haben wir uns dann auf den Weg in ein kleines Außenprojekt von Don Bosco gemacht, wo wir zwei Nächte lang geschlafen haben. Bereits während der Rickshawfahrt haben wir über einige Erlebnisse und Erfahrungen berichtet. Die Kinder in Indien sind ja doch überall ziemlich ähnlich und so machen wir alle nahezu gleiche Erfahrungen mit ihnen, was zu einigen witzigen Stories führt!
Dort angekommen, wurden uns kurz das Projekt und unsere Schlafplätze gezeigt und wir erhielten ein leckeres Abendessen. Dann bin ich auch schon mega fertig ins Bett gefallen. Am nächsten Tag durften wir alle ausschlafen - naja indisches Ausschlafen, denn um etwa 8 Uhr waren wir alle schon putzmunter und bereit den Tag zu starten. Nach einem leckeren Frühstück stand auch schon das erste Meeting mit dem Provinzial Father Thathi und dem Vize Provinzial Father Thomas Santiagu an. Sie haben uns zu Beginn einfach Allgemeines über die Projekte hier in Vizag erzählt, wie sie entstanden sind und auf welche Bereiche sie sich konzentrieren. Anschließend hatten wir eine wirklich tolle Gesprächsrunde, wo jeder Volontär über sein Wohlbefinden im Projekt und seine Erfahrungen teilen konnte. Sehr interessant, die anderen Einrichtungen ein wenig kennenzulernen. Auch ich haben meine Erfahrungen und Bedenken geäußert: der Umgang zwischen den Sisters in meinem Projekt und den Kindern ist für mich echt gewöhnungsbedürftig und für österreichische Verhältnisse sehr rau. Einige Mädchen fühlen sich hier nicht so wirklich wohl. Das belastet mich doch auch sehr, da mir die Kinder schon so ans Herz gewachsen sind und ich mich um ihr Wohlergehen kümmern möchte. Father Thomas Santiagu hatte in dieser Runde sofort ein offenes Ohr und nahm sich mein Anliegen sehr zu Herzen. Es hat mir sehr gut getan, auf Verständnis zu treffen und auch einmal mit einer leitenden Person darüber zu sprechen. Auch die anderen Volontäre haben versucht, mir Tipps zu geben und den Rücken zu stärken...
Den restlichen Tag haben wir in der Games Time mit den hier wohnenden Jungs verbracht. Volleyball und das traditionelle indische Spiel "Kabadi" standen auf dem Plan. Wer denkt, dass wir Volos im Team gegen die Jungs nur annähernd eine Chance gehabt hätten, der hat sich geirrt. Sie haben uns sowas von fertig gemacht!


Am Abend haben wir gegrillt: Burger, Steckerlbrot, Mais, Folienkartoffeln, Gemüse und vieles mehr... man war das Essen lecker!! Danach haben wir uns gemeinsam auf´s Dach gechillt und viel gequatscht. Die Jungs und ich haben beschlossen unsere Matratzen heraufzuholen und im Freien zu schlafen, da es dort keine Moskitos gab und es in den Zimmern unglaublich heiß war! Die Nacht war super angenehm, zwar war alles am Morgen etwas feucht, da die Luftfeuchtigkeit hier am Meer viel höher ist, aber die Vögel in der Früh zu hören und zu beobachten und die kühlere Luft einzuatmen, war echt unbezahlbar!
Der nächste Tag war dem Sightseeing gewidmet. Wir besuchten ein U-Boot- und Flugzeugmuseum und fuhren auf einen kleinen Berg, um eine gute Aussicht über den Hafen von Vizag zu haben. Anschließend machten wir einen kleinen Halt beim Strand. Das erste Mal am Meer in Indien! Ich habe mir sofort meine Flip-Flops ausgezogen und meine Füße im Sand vergraben. Die Krönung war dann auch noch, dass wir eine Schildkröte gesehen haben die gestrandet war und versuchte wieder ins Meer zurückzugelangen.



Nach dem Mittagessen fuhren wir erneut zu einem Strand, um
dort baden oder besser gesagt, Wellenreiten zu gehen. Wie es in Indien üblich
ist, dürfen Frauen nicht viel Haut zeigen und so sind wir in voller Montur ins
Wasser gegangen. Die Leggings und das Kleid habe ich überhaupt nicht als
störend empfunden, sondern sogar als sehr angenehm, da wir uns so vor
unangenehmen Blicken von den Einheimischen schützen konnten.
Das Wellenreiten war ordentlich anstrengend! Eigentlich war das Schwimmen auf
Grund der hohen Wellen an diesem Strand verboten, doch für uns kein wirkliches
Problem. Das Verbot kommt meiner Meinung nach eher daher, dass viele Inder
nicht schwimmen können und die Gefahr beim Baden gehen an so einem Strand
natürlich viel größer ist.
Nach etwa einer Stunde waren wir alle fix und fertig und haben uns dann auf den
Weg zurück in ein Projekt in der Stadt gemacht, wo wir auch diese Nacht verbracht
haben.
An diesem Abend stand ein gemeinsamer Besuch in einer Bierbrauerei an. Hier gab
es super leckers Essen: von mexikanische über italienisch bis hin zu,
natürlich, indisch. Dazu wirklich leckeres Bier. Die Stunden hier habe ich sehr
genossen, da ich einfach unglaublich viele tolle und tiefgründige Gespräch mit
anderen Volontären geführt habe! Leider endete der Abend schon um 10 Uhr, da
wir zurück in die Projekte mussten, damit uns die Sisters und Fathers noch die
Türen öffnen konnten.
Am darauffolgenden Tag machten wir uns auf den Weg von Vizag nach Araku. Aus ursprünglichen drei Stunden Zugfahrt wurden ganz einfach mal sechs Stunden. Eigentlich sollte uns das nicht verwundern, da wir Indien alle nun schon etwas besser kennen. Dennoch etwas ärgerlich, da uns diese Zeit dann in Araku abging. Dort angekommen, haben wir uns als aller erstes auf die Suche nach einer Unterkunft gemacht. Kaum zu glauben, aber wir haben für ein wirklich schönes Zimmer mit mega bequemer Matratze pro Person nur etwa 3,80 € bezahlt. Anschließend haben wir unsere Mägen mit leckeren Curries gefüllt und das Schokoladen- und Kaffeemuseum besucht. Nach einigen Wochen wieder einmal ECHTEN Kaffee zu trinken, war ein absoluter Genuss für den Gaumen!
(Normalerweise bekommt man in Indien nur Instant Coffee, der in Milch aufgekocht wird - definitiv nicht mit echtem Kaffee zu vergleichen...)
Dazu haben wir uns Kaffeebohnen im Schokoladenmantel gegönnt. Ein Kulinarischer Hochgenuss haha
Tabea und ich haben uns dann die kleinen Ständchen am Straßenrand näher angesehen: Früchte und Gemüse, Hennafarben, Bindis (Sticker in verschiedensten Variationen, die zwischen den Augenbrauen auf der Stirn kleben) und Schmuck haben es in unsere Taschen geschafft. Zufrieden mit der Ausbeute und dem heutigen Tag, sind wir wieder zurück in unser Zimmer, um den Abend gemeinsam ausklingen zu lassen. Wie es sich für ein richtiges Volontärs Meeting gehört, hat mindestens eine Person eine Gitarre mit, um gemeinsam Lieder zu singen. Von englisch über deutsch, bis hin zu holländisch, haben wir verschiedenste Lieder gesungen. Dieser Abend hat mir viel neue Energie und Motivation gegeben und meine Laune angehoben. Meine Sorgen um die Situation im Projekt waren für einige Stunden vergessen :)
Am letzten Tag unserer gemeinsamen Reise, wollten wir uns eigentlich Mopeds ausborgen und zu Wasserfällen fahren. Jedoch gab es in dem gesamten Ort keinen Moped-Verleih. Ziemlich enttäuscht sind wir deshalb mit dem Bus zu den Höhlen gefahren. Für mich persönlich waren sie nicht so spektakulär, da man ähnliches genauso in Österreich sehen kann - für die Inder ist es aber eine richtige Attraktion! Danach machten wir uns auf die Suche nach einem schönen Plätzchen am Fluss. Nach etwa 15 Minuten gehen, hatten wir eine Brücke erreicht und haben uns dann neben dem kleine Flüsschen einen Weg durch Pflanzen und sehr, sehr viel Müll geschaffen. Mir ist auch schon zuvor aufgefallen, wie viel Müll und Plastik in Indien herumliegt. Hier aber, wurde es mir nochmals so richtig verdeutlicht und in mir kamen einige Fragen hoch: wieso ist es den Menschen eigentlich so egal, wie es in ihrem Umfeld aussieht? Wie wird es in einigen Jahren hier aussehen? Wie wirkt sich das alles auf unseren Planeten aus? Was bringt es sich eigentlich, wenn wir in Europa so strenge Regelungen haben und uns so sehr mit der Umwelt auseinandersetzten, wenn doch der asiatische Raum, welche mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung einnimmt, genau Null auf unseren Planeten achten?...
Nach einigen Minuten gehen, sind wir an einem großen Felsen angekommen und haben erstmal eine Pause eingelegt und die Natur auf uns wirken lassen. Da einige von uns aber sehnsüchtig auf Badespaß gehofft hatten, haben wir uns aufgeteilt und ich bin mit ein paar anderen weitergewandert, um eventuell noch eine geeignete Badestelle zu finden. Die weiteren zehn Minuten haben sich auf jeden Fall gelohnt - wir haben einen kleinen Naturpool gefunden, uns in die Badesachen geschmissen und sind ins Wasser gesprungen. Eine solche Freude hatte ich schon lange nicht mehr!! Das Wasser war definitiv nicht das sauberste, aber es war ein so tolles Gefühl an einem idyllischen Plätzchen wie diesem baden zu gehen! Wir haben dort einige Zeit gechillt und die Sonne genossen. Ein Fun Fakt war, dass ein paar Tribe-Menschen etwas weiter weg von uns ihre Arbeit verrichten wollten. Als sie uns erblickt haben, war an Arbeit nicht mehr zu denken... weiße Menschen, die halb nackt (also in Bikini und Badehose) in diesem Fluss baden gehen. Ihren Blicken zu Urteil, haben sie so etwas wohl noch nicht allzu oft gesehen haha...



Leider hatten wir nicht so viel Zeit und mussten uns nach
einigen Stunden auch schonwieder auf den Weg zurück machen, um den Zug Richtung
indische Heimat noch rechtzeitig zu erwischen.Am Bahnhof angekommen, hatte der Zug, wie soll es auch anders sein, etwa eine
gute Stunde Verspätung. Wir sind also von Araku nach Vizag gefahren und wollten
dort eigentlich einen Anschlusszug erwischen, um von Vizag nach Hyderabad zu
gelangen. Da leider dieser Zug dann insgesamt drei Stunden verspätet war, haben
wir in der Nacht dann unseren Anschlusszug verpasst. Planlos sind wir drei
Mädls aus Hyderabad erstmal, eigentlich ohne Ticket, mit den anderen im Zug nach
Vijayawada mitgefahren, um nicht mitten in der Nacht alleine am Bahnhof
herumzustehen. Wir wollten versuchen, ob wir auch ohne Tickets mitfahren
können, da wir ja eigentlich ziemlich gute Karten für den anderen Zug hatten.
Der Schaffner ist uns sofort auf die Schliche gekommen, hat uns aber aus
Mitleid keine Strafe bezahlen lassen... Gott sei Dank!
Am Vortag haben wir Volontäre aus Hyderabad noch darüber gesprochen, wie schön
es nicht wäre, wenn wir auch einmal die Volo-Flat in Vijayawada besuchen
könnten - wie der Wille es wollte, wurde uns somit der Wunsch erfüllt. Wir
verbrachten den gesamten Tag im Apartment mit den anderen Volontären, haben
Selbstgekochtes gegessen, gequatscht und den Gemüsemarkt erkundet. Um 16:00
ging es für uns dann aber leider schonwieder Richtung Hyderabad. Ein kurzer
aber sehr toller Abstecher!

Während der Zugfahrt hatte ich die Möglichkeit, alle Erlebnisse und Erfahrungen noch einmal Revue passieren zu lassen. Die Tage mit den anderen haben mir auf jeden Fall sehr viel neue Energie und Motivation gegeben. Zusätzlich konnte ich mir einige hilfreiche Tipps und Ideen holen, die ich dann in meinem Projekt umsetzten kann. Alles in allem richtig schöne Tage, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde!